K.Flay: Mono – Albumreview

K.Flay Credit Danielle Ernst

Die begnadete Rapperin K.Flay veröffentlicht mit „Mono“ ihr nunmehr sechstes Studioalbum. Der Titel ist dabei eine tragische Zustandsbeschreibung.

von Michael Thieme

Ziemlich übel: „Ich bin eines morgens aufgewacht und konnte auf meinem rechten Ohr einfach nichts mehr hören“ beschreibt K.Flay ihre Lage vor einer Songwriting-Session, die der Entstehung von „Mono“ voran ging. Klar, dass der Hörverlust sich inhaltlich wie soundtechnisch auf das Album niederschlug. Tinnitus-geplagte kennen das „weiße Rauschen“, welches man im glücklichsten Fall nur während völliger Stille permanent kredenzt bekommt – K.Flay lässt Ahnungslose im Opener „Are You Serious?“ daran teilhaben, indem sie ein Sample dieses Rauschens in den Song einbaute (welcher nur auf dem rechten Kanal hörbar ist). Wenn das mal kein kreativer Umgang ist mit Beeinträchtigungen.

Resilienz? Aber hallo!

K.Flay Mono Cover Giant Music

Das nötigt schon mal alles

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riesigen Respekt ab, aber den hat sich K.Flay in der Vergangenheit bereits vorher erarbeitet: Mit selbst produzierten Mixtapes oder EPs, die ihr damaliges Label jedoch nicht dazu veranlassten, ein ganzes Studioalbum zu finanzieren. Also machte sie es alleine via Crowdfunding, vertrieb das Ganze noch eigenständig und kletterte damit in die Billboard Rap Albums Charts sowie in die Billboard Heatseekers Album Charts. Tourte und tourte; nach jedem Album tat sie das – ihre Auftritte zum Beispiel im Frankfurter Zoom waren legendär ob ihrer Intensität. Ihre Streams bei Spotify und YouTube sind Legion.

Ihr musikalischer Ausdruck hat bloßen Rap längst hinter sich gelassen – was man bedauern kann, da sie das sowas von beherrscht. New –  bzw Alternative-Rock-Einflüsse brachen sich längst Bahn (Tom Morello oder Travis Barker spielten auf ihrem letzten Album mit); Elektro-Kracher dominieren ihren Klang sowie ab und an auch ein Sound, der die Zielgruppe Avril Lavignes durchaus zufrieden stimmen kann. Aber ebenso alte Rocker wie z.B. den Schreiber dieser Zeilen.

Der „irische Abgang“ von K.Flay

Gäste gibt es auch diesmal, so etwa Vic Fuentes (Pierce The Veil), mit dem sie in „Irish Goodbye“ das Ende einer Beziehung durch sofortiges Verschwinden aus dem Leben der anderen Person feiert, oder das Indie-Rock-Trio Kid Sistr, mit denen sie in „Spaghetti“ Verworrenheiten des Lebens besingt. Und: sie rappt auch wieder. Gleich im Intro, dem aus Gründen ultra-angepissten „Are You Serious?“, beschreibt sie ihren Zustand sowie die Wut darüber neben der über raffgierige Ärzte. Zum Ende hin wird der Faden rappend nochmal aufgenommen in „Yes I’m serious“. Den fulminanten Abschluss des Albums bildet jedoch „Perfectly Alone“, in dem K.Flay über den Verzicht auf Alkohol sinniert, den sie z.B. nach den beschriebenen Live-Exzessen als Downer brauchte, sowie allgemein über ihre geistige wie seelische Verfassung.

Ein erlesenes wie knallbuntes Statement

„Mono“ ist abwechslungsreicher, dramatischer und noch ein ganzes Stück erlesener als der Vorgänger „Inside Voices/Outside Voices“, der ja auch schon bockstark war. Ein Seelenstriptease in einer Farbpalette von Sepia bis Knallbunt. Live diesen Monat unterwegs, u.a. auf dem Reeperbahn Festival in Hamburg (22.9.). Auf einen Auftritt im Zoom müssen wir Frankfurter diesmal leider verzichten. Schade.

„Mono“ von K.Flay erscheint am 15.09.2023 bei Giant Music. (Beitragsbild von Danielle Ernst)

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